Die Arbeit
Fegefeuer
Niemand denkt sich viel dabei, wenn er verspricht, für jemanden durchs Feuer zu gehen, oder zumindest seine Hand für etwas ins Feuer zu legen. Wir wären wohl alle ziemlich erschrocken, würde jemand so ein Versprechen einmal einfordern. Meinen Skulpturen bleibt da keine Wahl. Sie müssen durchs Feuer gehen, um vollkommen zu werden. Es handelt sich folglich um ein Fegefeuer, das ja immer dazu dient, seine Insassen zu reinigen (kein Wunder steckt das Verb „fegen“ im Begriff „Fegefeuer“). Meine Fegefeuer-Technik stammt aus Japan und heisst Raku: Tonobjekte werden im Ofen auf über 1000°C erhitzt, damit die Glasur schmilzt und ihre Farben sich entwickeln. Durch das Fegefeuer erhalten die Skulpturen also zur Dreidimensionalität ihrer Form eine vierte Dimension hinzu, nämlich die der Farbe. Dieser Vorgang lässt sich nur bedingt steuern, vieles bleibt dem Zufall überlassen. Manche Skulpturen kriegen aufgrund innerer Spannungen Risse oder zerspringen ganz. Diejenigen aber, die das Fegefeuer überstehen, offenbaren gerade durch die scheinbare Zufälligkeit des Vorgangs ihr wahres Wesen.